24. Februar 2022 - Badische Zeitung
Der Macher des Fasentpfads
Menschen & Masken: Zunftmeister Armin Furtwängler ist wieder für das Angebot verantwortlich / Heute ist Eröffnung

Armin Furtwängler kümmert sich auch um den zweiten Fasentpfad der Schergässler. FOTO: Wolfgang Beck
LAHR-REICHENBACH Auf Hochtouren ist dieser Tage im Schergässler-Zunftlokal „Nörgler“ in Reichenbach gearbeitet worden. Am heutigen Schmutzigen Donnerstag soll der zweite Fasentpfad eröffnet werden. Dafür verantwortlich ist Armin Furtwängler, der Zunftmeister der Schergässler. „Ich bin zu dem Posten gekommen, weil ich einen Nagel gerade einschlagen kann“, sagt der technische Leiter beim Besuch im „Nörgler“. Die Erklärung kommt mit Augenzwinkern. Gleichzeitig fallen viele Utensilien ins Auge, die in allen Ecken und Enden herumliegen und darauf warten, aufgestellt zu werden. Mit Hochdruck wird am Richebacher Fasentpfad gesägt, gehämmert und gemalt. Es ist der zweite in der Geschichte der Zunft. „Noch vier Arbeitseinsätze“, rechnet der Narrenvize beim Besuch am Wochenende vor, „dann muss der Fasentpfad stehen“. Seit 2012 ist Armin Furtwängler Zunftmeister. Zuvor war er beim Fanfarenzug aktiv, dann Hästräger und bei fast allen Umzügen dabei. „Ich bin seit früher Kindheit mit der Narretei am Schutterstrand verbunden“, sagt der 52-Jährige, der von seinem Vater Karl Furtwängler (82) das Fasentgen bekommen hat.
Die Idee des Fastentpfads wurde im Vorjahr wegen der Pandemie geboren. Für die zweite Auflage überarbeiten die Schergässler die 18 Stationen auf dem vier Kilometer langen Weg durch Reichenbach. Es soll kein Abklatsch des ersten Pfads werden. Der Ingenieur und Handwerker in Diensten der Narretei blickt auf viele Requisiten, Tafeln und Hinweisschilder, auf denen auch das Markenzeichen des „Wander-Schergässlers“ zu sehen ist. Andreas Krellmann, seit vielen Jahren Karikaturist der Badischen Zeitung („Krellmann am Samstag“), hat nach 2021 auch den aktuellen Fasentpfad illustriert. „Es wird nichts verraten“, macht Armin Furtwängler im Vorfeld ein Geheimnis um die 18 Stationen, die noch mehr bieten sollen als im Vorjahr. Angefangen von den Tafeln, auf denen der gebürtige Kuhbacher und bekennende Narr Helmut Dold neue Witze aus seinem Büchlein verewigt hat, bis zu vielen anderen Aktivitäten am Wegesrand reicht der große Katalog der Ideen. Etliche Aktiv-, Rate- und Geschicklichkeitsstationen für Groß und Klein sind darunter, diesmal sogar eine kleine Ausstellung in der Reichenbacher Hammerschmiede, in der ein Fasenthäs im Wandel der Zeit gezeigt wird, erzählt Furtwängler. „Die Vorbereitungen für den Aufbau der Stationen sind ein Riesenakt“, sagt der Zunftmeister und setzt sich für das Foto zwischen die nummerierten Holzpfosten, die als Wurfspiel an einer der Stationen des Pfads aufgestellt werden.
Der Richebacher Fasentpfad führt mit einer Gesamtlänge von vier Kilometern in zwei Schleifen (2,5 Kilometer und 1,5 Kilometer) durch Reichenbach und soll den Spaziergang an der frischen Luft zum närrischen Erlebnis werden lassen. 18 Stationen am Rand des Fasentpfads sorgen für närrischen Frohsinn, bieten aber auch viel Wissenswertes über die Richebacher Fasent und die Fasentzunft der Schergässler. „Nach wie vor ist die Pandemie noch nicht ausgestanden. Folglich gelten die Abstands- und Hygieneregeln nach wie vor“, schreiben die Schergässler in ihrem Flyer zum Richebacher Fasentpfad, der beim Zunftlokal Nörgler ausliegt und auf die Strecke mitgenommen werden sollte, zumal darin auch die 18 Stationen und die Fragen für das Ratespiel aufgeführt sind. Der Fasentpfad kann zu folgenden Zeiten begangen werden: Heute, Schmutziger Donnerstag, von 11.11 Uhr (Eröffnung) bis 18 Uhr. Ab morgen, Freitag, 25. Februar, bis Sonntag, 6. März, von 9 bis 18 Uhr.
21. Februar 2022 - Badische Zeitung
Die Reichenbacher Schergässler verbannen das Coronavirus
Ein närrisches Feuerwerk zündeten die Schergässler auch bei ihrem zweiten "Digidale Zunftowe" ihrer Geschichte. Mitten drin das frischgekürte Baronspaar Karlheinz I. und Marlies I.

Die Reichenbacher Gruppe „Die Neuen“ sendete beim Digitalen Zunftabend der Schergässler ihren närrischen Beitrag aus dem Friseursalon „Schädelgärtner“. Foto: Reinhard Pelzer
Hinter dem Baronspaar steckten der frühere Reichenbacher Hausarzt Karlheinz Himmelsbach und dessen Frau Marlies, die bis Aschermittwoch das Zepter in der Narrenhochburg schwingen dürfen. Ihre digitale Antrittsrede hätte in Pandemiezeiten nicht besser ausfallen können: "Du dummes Virus, vergiss es nie, die Richebacher Fasent zwingst du nicht in die Knie", reimte das Baronspaar. Viel Gereimtes, Witz und jede Menge Klamauk servierten die Protagonisten, die am Sonntagabend für zweieinhalb Stunden über den Bildschirm flimmerten. Dabei verfolgten die Zuschauer am Schutterstrand und aus anderen Zipfeln rund um den Erdball den närrischen Abend, den zweiten digitalen in der Zunftgeschichte. Die Einheimischen, das verrieten die eingespielten Bilder, verfolgten mal mehr, mal weniger kostümiert das närrische Geschehen, das erstmals aus der Geroldseckerhalle und dem Zunftlokal übertragen. An der "Home-Fasent" in Pandemiezeiten waren rund 50 Aktive beteiligt, einige tausend Personen verfolgten es von zu Hause aus. Das Baronspaar Karlheinz I. und Marlies I. versprach seinen Untertanen vor laufenden Kameras, das Coronavirus bis Aschermittwoch zu verbannen. Bis dann herrschen Jubel, Trubel und Heiterkeit am Schutterstrand, wie Shania Bohy in einem Büttenauftritt verriet, dem Rolf Hügel als Lahrer Hinkende Bote folgte. Der Kalendermann nahm Kultur und Politik gewohnt scharf aufs Korn und machte in seinem Plädoyer für die Narretei klar, dass zuerst die Fasnachter geimpft werden sollten und danach der Rest der Welt.
Dem närrischen Plausch im Zunftlokal, an dem Oberzunftmeister Thomas Fischer, Vize Armin Furtwängler und Jens Jägle-Enders teilnahmen, folgte die Crème de la Crème der Reichenbacher Aktiven, die auch sonst beim Zunftabend auf der Bühne der Geroldseckerhalle stehen und Spaß am Fließband liefern: Ganz vorneweg die "Neuen", die gar nicht mehr so neu, aber für jeden Blödsinn zu haben sind. Das zeigten die Barden Thomas Fischer, Patrick Decker, Gerd und Armin Furtwängler, Jürgen Glatz und (als einzige Frau) Beate Maier auf gewohnt lustige Art im Friseursalon "Schädelgärtner", in dem sie auf humorvolle Art bewiesen, dass sie jede Menge Gags auf Lager und neben dem Frisieren auch noch Lust zum Singen haben.Apropos Gesang. Da übertraf sich einmal mehr Tanja Mühlhaus als "Grande Dame der Fasnacht", die für ihren närrischen Rückblick erstmals ihre Tochter Larissa ins Boot holte und zusammen mit Rainer Kammerer auftrat. Kritik an Politik, Kultur und Gesellschaft setzte das Duett stimmlich um, so dass sein Bekenntnis für die Narretei lautete: "Fasent ist ein Lebenselixier". Die beiden Sängerinnen frohlockten, dass die Sonne mit den Menschen immer in der Schergass’ lacht, auch wenn Corona für eher düstere Stimmung sorgt. Einmal mehr präsentierte sich das Buurequartett (Patrick Bohy, Martin Dosch, Harry Gießler, Timo Haag, Daniel Moser) in bester Spiellaune, parodierte köstlich und setzte dem Narrenspiel musikalisch die Krone auf. Lachen im Minutentakt garantierten die Buure, auch wenn sie längst aus einem Quartett ein Quintett machten und ihr spanisches Kauderwelsch ("Seniorita-Sangria") eher eine Mischung aus andalusischem Wortspiel und heimischem Dialekt war. Auch "Fifi Albatros", in der Komik von Patrick Bohy kaum zu überbieten, zeigte beim zweiten digitalen Zunftabend der Schergässler, dass Klamauk, Witz und Ironie in Pandemiezeiten ihre Wirkung nicht verfehlen. Weitere Beiträge lieferten der Narrensamen der Maxi-Minis sowie die Tanzgruppe der Schergässler.