Historie 1925-1935

Wer die Frage beantworten will, wo Reichenbachs fastnachtliches Brauchtum seinen Ursprung hatte, muss in die 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurück blicken. Der Erste Weltkrieg war zu Ende und der Kaiser außer Landes gegangen. Eine unsichere politische Struktur zeichnete sich ab, und was an Besitz geblieben war, vernichtete der Weltwirtschaftszerfall und die Inflation der Jahre 1923 und 1924. Als sich erste Wirtschaftregulatoren abzeichneten, regten sich die Geister traditionellen Brauchtums. Es schien, sie hatten grünes Licht für eine Glück verheißende Zukunft gesichtet. Es wurde wieder gesungen und musiziert, es wurde geturnt und Handball gespielt und das Frohsein wurde wieder Teil des menschlichen Lebens. Und es kamen die Narren aus ihren Verstecken. Zuerst ertönte der Ruf der Narren in den Hochburgen im Schwarzwald bevor 1927 auch Turnvater Karl Klumpp in Reichenbach etwas organisieren wollte. Hierfür nutzte er eine im Ort bekannte Geschichte.

Zu keiner Zeit, gleich welcher Herrschaft Reichenbach untertan war, gab es im Dorf einen offiziellen von einem Herrscher verliehenen Markt. Dieser war in Seelbach und in Lahr zu finden. Damals, als das Viertel Backsteinkäs acht Pfennige kostete und der Schoppen Bier ebensoviel, da war gar oft Schmalhans Küchenmeister. Zehn, zwölf Stunden am Tag wurde gearbeitet. Der Verdienst war gering und das Geld „battete“ nicht. Wer seinem Götti in der „Metzgt“ einen Schwartenmagen holte, war hinterher mit einem „Vergelt´s Gott“ zufrieden. Der Seppl wusste ja, dass wenn einmal in der Schergass Johrmärkt ist, dann bekommt er von seinem Götti Wurst und Wecken. Und das Marieli wusste es auch. Besorgte oder erledigte sie für das Bäsle was, erhielt es wenn es heim kam, einen Schlecklifladen und das Versprechen, wenn in der Schergass Johrmärkt isch, dann ...... So ging das Jahr für Jahr und niemand dachte ernstlich daran, dass es eines Tages noch anders werden sollte. Nie wird in Reichenbach Johrmärkt sein und nie gibt es  Wurst und Wecken - Bauernschläue.

Doch niemand hatte mit Turnvater Karl Klumpp gerechnet. Und weil er die Jugend auf seiner Seite hatte, schob er eines Tages Reck und Barren in eine Ecke des Turnplatzes und breitete auf dem freien Raum die Idee aus, dem Schergässler Johrmärkt Existenz zu geben. Aus dieser Idee heraus wurde im Spätjahr 1927 der erste Narrenrat unter seinem Vorsitz gegründet, jedoch nicht als eingetragener Verein. Reichenbacher, so hörte man allewege, sind begeisterungsfähig. Sie waren es vor 80 Jahren und sind es auch heute noch und weil Karl Klumpp ein feuriger Enthusiast war, störte nichts den Entschluss, erstmals 1928 den Schergässler Johrmärkt zu inszenieren. Der erste Markt wurde ein Erfolg. Zu großen Scharen traten die Reichenbacher an und zu Scharen kamen die Menschen aus den Nachbarorten, um zu sehen, was die Reichenbacher sich ausgedacht hatten. Das war ein Fest! Jung und Alt, das ganze Dorf war auf den Beinen und Wurst und Wecken gab es in Mengen. Dies war auch gleichzeitig die Geburtsstunde der organisierten Fasent in Reichenbach. Schon 2 Jahre später ging der Tanz von neuem los, die Geroldseckerspiele kamen noch hinzu. Den Geroldseckern und ihrem Gefolge ging es dabei allerdings „lätz“. Marktweiber und Viehhändler, Schirmflicker und Zigeuner, Mausfallenhändler und Rattenfänger vertrieben die „adligen“ Wegelagerer aus der Schergass und ganz Reichenbach. 1935 fand dann der 3. Schergassen-johrmärkt statt, bevor die Narretei durch den Zweiten Weltkrieg eine Zwangspause einlegen musste.

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