27. Februar 2017 - Lahrer Zeitung
Fröhliche Anarchie regiert
Da sage noch einer, die Reichenbacher hätten bei Petrus keinen Stein im Brett! Zum Jubiläums-Umzug der Schergässler lachte die Sonne vom blauen Himmel und schenkte den mindestens 3000 närrischen Besuchern einen Hauch von Frühling. Diese Gunst verdanken die Narren wohl den himmlischen Mächten, hatten sie doch gestern Vormittag lammfromm die erste Narrenmesse Reichenbachs in der Pfarrkirche gefeiert.
Diese Frauen waren ganz schön aus dem Rahmen gefallen. Foto: Vögele
Pünktlich setzte sich der närrische Zug unter dem Schall der Musikkapelle in Bewegung. Die Jubiläumszunft eröffnete mit einer großen Schar Schergässler, Ehrennarren und dem Baronspaar Monika II. und Alex I. den Zug, an dem 58 Gruppen teilnahmen und einen faszinierenden Einblick in die Fasent boten. Von nah und fern waren sie an den Schutterstrand gekommen, um mit den Schergässlern ihr 60-jähriges Bestehen zu feiern. 16 Reichenbacher Gruppen boten ein buntes Spektakel mit urwüchsiger Gaudi und viel Lokalkolorit. Aber auch der Auftritt von Gästen aus der näheren und weiteren Umgebung war mehr als sehenswert. Für mitreißende Musik sorgten die Kapellen von Seelbach und Wittelbach, die Guggemusik Schutterschlurbi und der Musikzug der Lahrer Feuerwehr.
Es war schon erstaunlich, was sich die örtlichen Teilnehmer alles hatten einfallen lassen. Die "Schissgasskracher" nahmen etwa das Straßenproblem aufs Korn. Die "Allzweckwiiber" tanzten als Rock-Maries, und die "Schorlewiiber" betätigten sich als "Mitesser", während die Gruppe "Helau Hinterdorf" eine venezianischen Gondel durch die Straßen lenkte. Die "Zsammegwürfelten" kamen als Schneckenpost, die "Hofnarren" ließen in einen orientalischen Harem blicken, die "Horrigel" schossen anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens den Vogel ab, und die "Zuegloffene" kamen in Ganzkörper-Vogelkostümen. Spaß pur verbreiteten auch die "Scharfen Hüpfer", die "Giesenadler" die "Vergesslichen" und die "Lumpenmenscher". Fantasie bewiesen wieder die "Schiirebaschtler" und "die kleinste Gruppe".
Bewunderung ernteten die Narrenzünfte mit ihren Symbolfiguren wie die Sendewelle Altdorf, Riddl-Schdäcke Kürzell, Geisenmeckerer Schweighausen, Kuhbacher Kühe, Kruttstumpe Schuttern oder Eulen aus Seelbach mit ihren Hexengruppen und den Karbatschern. Die Narro-Gruppe Lahr gab sich ebenso ein Stelldichein wie die Lurewiebli und die Daldeifl aus Schuttertal, die Narrenzünfte Biberach und Nordrach samt den Hanfrözi aus Rust. Auch die Rauh-Lotzi aus Seelbach, Kuhbacher Tigers, Gorillas aus Schuttern, Offenburger Lätsche, Pflumedrucker Schutterwald, Galgenbuckteufel aus Kenzingen und deren Kollegen aus Königsfeld sowie ein Wagen aus Prinzbach zum Thema "Prinz Air Flieger" waren zur Stelle. Schaurig-schöne Gestalten bevölkerten den Umzug. Laubenhexen und Lahrer Hexen, Lucius-Hexen und Schnaighexen aus Wittelbach und die Hagazussen aus Seelbach wetteiferten mit den Hähnlefeldhexen Ettenheim und den Balthasarhexen aus Rust. Aus weiteren närrischen Regionen waren die Wueti-Wiiber aus Tuttlingen, die Kirschestorre aus Bischweier, d’Riddlwiible aus dem Murgtal, die Rastatter Staffelschnatzer und der Carnevalsverein Spessarter Eber zu Gast in Reichenbach. Das Bähnle, wie immer von Gruppe "Waggili" betreut, bildete zur Freude der Kinder den Abschluss des Umzugs. Noch lange nach dessen Ende feierten die Besucher auf Straßen und Plätzen sowie in den Buden und Klausen in der Schergass oder im Nörgler eine fröhliche Fastnacht.