05. März 2014 - Badische Zeitung:

Wie ist es eigentlich ein Fasentnarr zu sein? (Teil 5)

"Da kommen mir die Tränen"

Abschied vom Bagger und von der Fasent: Günter Singler Foto: W. Beck

LAHR-REICHENBACH. Günter Singler ist ein Fasentnarr durch und durch. Der 49-Jährige ist bei den Schergässlern und bei der Fasentgruppe der Schierebaschtler aktiv. Die Badische Zeitung hat ihn während der Fasent vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Fasnachtsdienstag begleitet. BZ-Mitarbeiter Wolfgang Beck hat ihn bei der Fasentverbrennung erlebt.

"Jetzt ist sie vorbei, die glückselige Fasent. Es schmerzt einen Narren, dem am Ende der närrischen Kampagne nichts anderes übrig bleibt, als sich von der Fasent zu verabschieden. Schergässler wie Schierebaschtler pflegen hierbei den gleichen Trauerakt: Sie verbrennen die Fasent mit großem Wehklagen. Die Schierebaschtler verbrennen die Requisiten, die sie zuvor in wochenlanger Gemeinschaftsarbeit in Schillingers Scheune gebastelt haben. Da kommen mir die Tränen, mit ansehen zu müssen, wie die Bagger ein Opfer der Flammen werden. Als Schergässler setzt das große Wehklagen auf dem Lindenplatz ein. Der Musikverein spielt Trauermusik, die Schergässler und die anderen übrig gebliebenen Narren machen sich auf zur Prozesssion vom Lindenplatz zur Kirche und wieder zurück. Dann wird die Schergässler-Figur verbrannt. Zum letzten Mal zeigt sich das Baronspaar seinen närrischen Untertanen. Beim traurigen Zeremoniell ist schwarze Kleidung vorherrschend. Mit Taschentüchern werden die Tränen getrocknet.

24 Stunden zuvor war am Schutterstrand die Narren-Welt aber noch in Ordnung. Die Zunft hatte am Rosenmontag in den "Nörgler" eingeladen. Klar, dass die Schierebaschtler sich unter die Narren gemischt haben. Fasent wie daheim hieß das Motto im Zunftlokal, das mit einer bequemen Couch und einer alten Zinkbadewanne dekoriert war. Auf einem Akkordeon erklang Fasentmusik zum Mitsingen. Es wurde geschunkelt und viel gelacht. Oberzunftmeister Thomas Fischer kam als "Stuben-Tiger" und brach in seiner Büttenrede eine Lanze für die Fasent daheim. Da hielt es den früheren Spatzensänger Gerd Merz nicht mehr auf der Couch. Er konnte die Bitte der Reichenbacher nicht ausschlagen. Alle wollten von ihm noch einmal das Lied "Amanda" hören. Es war herrlich. Ein richtiger Wohlfühl-Abend. Auch die Kostümierung passte zum Motto: Die Reichenbacher kamen im heimischen Feinripp, in Jogginganzügen oder im Schlafanzug mit Bademantel und Hausschlappen. Doch um Mitternacht war Schluss. Auch ein Fasentabend daheim geht in die Knochen.

Am Fasentdienstag rief die Zunft zum Fasentumzug nach Kappel-Grafenhausen. Bis es dann am Abend endgültig vorbei war mit der glückseligen Fasent. Als echter Richebacher Narr, der eine schöne Kampagne erlebt hat, beschließe ich am Aschermittwoch endgültig die fünfte Jahreszeit in der Kirche. Vom Pfarrer gibt’s ganz nach katholischem Brauch Asche aufs Haupt.

 

04. März 2014 - Badische Zeitung:

Wie ist es eigentlich ein Fasentnarr zu sein? (Teil 4)

"Die Stimme ist ramponiert"

Pausenlos im närrischen Einsatz: Die Schierebaschtler mit Günter Singler (zweiter von links) beim Baggern am Wolfgang-See – zu sehen beim Umzug in Reichenbach. Foto: Wolfgang Beck

LAHR-REICHENBACH. Günter Singler ist ein Fasentnarr durch und durch. Der 49-Jährige ist in Reichenbach bei den Schergässlern und bei der Fasentgruppe der Schierebaschtler aktiv. Die Badische Zeitung begleitet ihn während der Fasent vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Fasnachtsdienstag. BZ-Mitarbeiter Wolfgang Beck hat Singler am Sonntag beim großen Fasentumzug als Mitglied der Müller-Bau-Truppe erspäht.

"Meine Stimme ist ramponiert. Das ist auch kein Wunder, was wir Schierebaschtler entlang der Umzugsstrecke am Fasnachtssonntag alles zum Wolfgang-See auf die Beine gestellt haben. Mensch, war das ein toller Umzug. Blauer Himmel, die Sonne lachte und darunter unsere Narren in bester Stimmung. Es hat sich bestätigt: Richebach ist und bleibt eine Narrenhochburg. Was das Besondere dabei ist: Wir haben so viele eigene Fasentgruppen, die den Umzug auch wieder mit vielen Themen und Ideen bereichert haben. Ein Kompliment den Reichenbacher Spatzen, die als Piraten auf einem Schiff am Schutterstrand gesichtet wurden. Wir hatten vielleicht ein Glück beim Umzug: Weil unser Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller mit seiner Frau Elke zu spät zum närrischen Treiben nach Reichenbach gekommen ist, stieß er gerade auf unsere Gruppe. Er machte kurzerhand den Spaß mit und baggerte kräftig Kies aus dem Baggerloch am Wolfgang-See. Die schweißtreibende Arbeit und auch das laute Grölen auf der Straße hat uns Schierbaschtler verdammt durstig gemacht. An den "Tankstellen" im Ort mit allem möglichen Sprit hat es wahrlich nicht gemangelt. Aus dem Kuhstall, in dem die musikalischen Landwirte statt Milch allerlei Hochprozentiges wie "Schwarzwälder" oder "Heiße Marie" ausschenkten, wieder herauszukommen, war ziemlich schwer. Dass sich die Schierbaschtler im großen Gedränge in der Schergass überhaupt wiedergefunden haben, war nur ihrer bunten Montur mit dem gelbem Schutzhelm zu verdanken.

Am Rosenmontag steht ein kleiner Ausflug ins benachbarte Nordrach auf dem Programm. Unser Sohn Adrian geht mit uns. Dort werden wir zum Mittagessen erwartet. Wir machen einen "Heimatbesuch", weil meine Frau aus Nordrach stammt. Dort stehen wir am Straßenrand, wenn die Glashansele durch den Ort ziehen. Unsere Tochter Anna Lena hat aber Dienst bei der Kinderfasent in der Geroldseckerhalle. Das Thema Piraten ist angesagt, und jeder Helfer ist beim närrischen Kinderball der Schergässler willkommen. Und am Abend sind wir dann wieder pünktlich in der Schergass. "Fasent wie daheim" ist das Motto im Zunftlokal Nörgler. Da dürfen wir natürlich nicht fehlen. Bloß, was ziehen wir an? Da hilft wieder einmal ein tiefer Griff in die Klamottenkiste. Ziemlich weit unten ziehen wir eine Kluft hervor, die wir als Schierebaschtler vor 15 Jahren getragen haben. Es ist der "Nasebibbler", eine komische Figur, die zeigt, wie einer ständig in der Nase bibbelt. Ich bin gespannt, wie der Abend im Nörgler wird. Fasent wie daheim? Für mich schwer vorstellbar, denn ich bin an Fasent ständig auf der Gass."

03. März 2014 - Badische Zeitung:

Konzept belebt Dorffasent in der Hall neu

500 Narren waren begeistert.

Fröhlich feierten die Narren bei der Dorffasent. Foto: Heidi Fössel

LAHR-REICHENBACH (wob). Die heiße Nacht am Schutterstrand ist tot. Es lebe die Dorffasent in der Hall. Das Konzept der Vereinsgemeinschaft Reichenbach, die Hallenfasnacht am Fasnachtssamstag für Einheimische neu zu beleben, scheint aufgegangen. Etwa 500 kostümierte Besucher waren begeistert.

Noch am Samstagabend gegen 20 Uhr verteilten sich wenige Narren an kleinen Tischen in der komplett umgeräumten Geroldseckerhalle. An einer Wein-Trotte im hinteren Teil herrschte geschäftiges Treiben dort bei den Mitgliedern des Familien- und Freizeitbads. Gegenüber war die Schutter-Bar aufgebaut. Hinter dem Tresen emsige Harmonikaspieler, die statt mit den Tasten ihres Akkordeons mit Korkenziehern hantierten.

Größter Anziehungspunkt war der Bierstand von Männergesang- und Schwarzwaldverein. Die Bierzapfer hatten alle Hände voll zu tun. Auf einer zusätzlichen Bühne hantiert DJ Hörnle alias Thomas Uhl am Mischpult, um mit Musik für Stimmung unter den Narren zu sorgen. Hoch über ihm flimmern Erinnerungs-Fotos der Richebacher Fasent über die Leinwand. Es werden Bilder von Umzügen mit unzähligen Fasentgruppen gezeigt – von den Hofnarren und Schorlewieber über die Schierebaschtler und Heiße Sohlen bis zu den Zueglofeni und Scharfen Hüpfer. Sie beweisen, dass es seit den 1950er-Jahren mit der närrischen Vielfalt am Schutterstrand stets aufwärts gegangen ist. Reichenbach als Narrenhochburg wird auf der Leinwand lebendig, nicht wenige bleiben vor der Bühne stehen, um sich in der Foto-Show vielleicht zu entdecken.

Gegen 21 Uhr begrüßte Julius Benz von der Vereinsgemeinschaft die auf rund 250 Besucher angewachsene Narrenschar. Das Baronspaar der Schergässler Gitte I. und Gerold I. schaute ebenfalls vorbei und begrüßte seine närrischen Untertanen. Die Reichenbacher Schutterschlurbi machten sich mit ihren Guggen lautstark bemerkbar und rissen das närrische Volk mit.

Auf dem Höhepunkt der Dorffasent in der Hall bebte die Geroldseckerhalle, 500 närrische Besucher feierten die Faent. Narren vergnügten sich beim Tanzen und beim Singen. Die Tanzgruppe der Maxi-Minis holte den Karneval aus Venedig noch einmal auf die Bühne. DJ Hörnle versorgte das Publikum mit rockigen Hits, während das Buurequartett mit Blödeleien und Ohrwürmern musikalisch nachlegte. Kollektiv wurde das Lied "Wenn in der Schergass Johrmärkt isch" angestimmt. Doch darauf müssen die Narren noch 365 Tage warten.

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