10. Februar 2020 - Badische Zeitung

Das Buurequartett ist zurück

Beim 59. Zunftabend der Schergässler in Reichenbach stehen die Musiker erstmals in neuer Formation auf der Bühne.

Wieder zu fünft: Das Buurequartett servierte Ohrwürmer wie am Fließband.   | Foto: Heidi Fößel

Wieder zu fünft: Das Buurequartett servierte Ohrwürmer wie am Fließband. Foto: Heidi Fößel

LAHR-REICHENBACH. Mit politischen Büttenreden, schwungvollen Tänzen, Witzen und Klamauk am Fließband haben die Schergässler am Samstag in einer fünfstündigen Show die fünfte Jahreszeit eingeläutet. 550 Gäste aus allen Bereichen der Gesellschaft genossen beim 59. Zunftabend in der Geroldseckerhalle ein Narrenspiel mit vielen Höhepunkten. Erstmals nach dem Tod von Mirko Sahl stand das Buurequartett wieder auf der Bühne und unterhielt die Zuhörer bestens.

Für Furore sorgte das Buurequartett, das nach einer einjährigen Pause wieder auftrat. Timo Haag, Patric Bohy, Daniel Moser und Harry Gyssler sowie Martin Dosch, der neue Mann am Bass, servierten Ohrwürmer wie "Mir läbe nur einmal". Ob als "anonyme Pessimisten", tollpatschige Buure, die zwischen Kuhstall, Wald und Weide kein Fettnäpfchen auslassen, zogen die musikalischen Komödianten alle Register. "Immer bi mir", hieß der neue Hit, bei dem vor allem Harry Gyssler über seine Missgeschicke nachdachte und tief in die Trickkiste komischer Gestik und Mimik griff. Fiffy Albatros alias Patrick Bohy machte dem Publikum als alternder Star klar, dass er sich für das Dschungelcamp anmelden werde, um als "Dschungel-Champ" zu Geld und Erfolg zu kommen. Sogar Daniel Moser verließ für einen neuen Auftritt das Schlagzeug, um sich als Sänger mit Gyssler zu einem Duett aufzumachen: Als zwei "Granaten der Volksmusik" nahmen sie unter ihrer Zipfelmütze die Schwarzwald-Idylle aufs Korn, trällerten zu Vogelgezwitscher über hohe Tannen und tiefe Täler, die sie als echte Schwarzwald-Buure besangen.

Beim Zunftabend hagelte es verbale Attacken gegen die große und kleine Politik, aber auch gegen menschliches Verhalten in allen Lebenslagen. Gelüftet wurde das Geheimnis, wer als Baronspaar in den närrischen Tagen am Schutterstrand das Zepter schwingt: Katrin II. (Katrin Pelzer) und Markus II. (Markus Eichhorn aus Sulz). Fetzige Musik, durchsetzt mit kräftigen Tuschs, lieferten die Skunks AT. Oberzunftmeister Thomas Fischer, Vize Armin Furtwängler und Zunftrat Jens Jägle-Enders führten durchs Programm. Dass es in Reichenbach an Nachwuchs nicht mangelt, bewiesen die zwei Dutzend Mini-Minis, die unbeschwert das Thema "Bi uns uf em Dorf isch ebbis los" aufgriffen. Als Dorfrocker und Schwarzwald-Mariechen wurden sie von Katja Bohy, Nicole Weinrich-Dold und Michaele Lauer in Szene gesetzt.

Der Narrensamen der 17 Maxi-Minis, die Nadja Disch und Julia Moser auf den großen Auftritt vorbereitet hatten, erntete für eine Michael-Jackson-Performance viel Beifall. Der Lahre Hinkende Bote (Rolf Hügel) hielt dem Narrenvolk den Spiegel vor. Die Tanzformation unter Leitung von Katja Schuhmacher wirbelte im bunten Häs über die Bühne in Reichenbach. Das Narrenvolk hatte kaum Zeit zum Luftholen, denn in Folge servierten die "Vereinstratscher" Beate Maier und Henriette Schüssele Dorfgeschichten. Sie plauderten aus dem Nähkästchen, dass es manchem im Saal die Röte ins Gesicht trieb. Die "Neuen" mit Patrick Decker, Thomas Fischer, Armin und Gerd Furtwängler, Jürgen Glatz und Beate Maier zeigten viel Spielwitz. Auf charmante Art setzte Tanja Mühlhaus (Keyboard Rainer Kammerer) einen kabarettistischen Schlussstrich unter einen großen Zunftabend.

31. Januar 2020 - Badische Zeitung

Mit Zylinder und hölzernem Bein

MENSCHEN UND MASKEN: Tanja Mühlhaus und Rolf-Dieter Hügel glossieren in Reichenbach seit vielen Jahren das politische Leben .

Rolf-Dieter Hügel gibt den Lahrer Hinkenden Boten.  | Foto: Heidi Fößel

Rolf-Dieter Hügel gibt den Lahrer Hinkenden Boten. Foto: Heidi Fößel

LAHR-REICHENBACH. Die Kabarettistin Tanja Mühlhaus und der Lahrer Hinkende Bote Rolf-Dieter Hügel sind zwei Figuren der Narretei, die in die Bütt steigen und mit scharfer Zunge das politische Leben glossieren. Sie sind auch beim 59. Zunftabend der Schergässler am Samstag, 8. Februar, in der Geroldseckerhalle mit von der Partie, wenn vor 500 Gästen ein fünfstündiges Non-Stop-Programm über die Bühne geht.

Tanja Mühlhaus
Bereits mit zwei Jahren schlüpfte Tanja Mühlhaus in das Häs der Schergässler. Da hieß sie noch Tanja Bähr. Mit sechs Jahren hatte sie ihren ersten Auftritt beim Kinderball. "Wir sind die Tramps vom Schuttertal", trällerte sie mit Tanja Zehnle von der Bühne. Später kam die Straßenfasent in der Gruppe der Hofnarren dazu. Bereits mit 15 Jahren ging sie mit Henriette Schüssele auf die Bühne. 1995 bestritt sie als Baronin Tanja I. an der Seite von Jens I. (Jens Richter) die Kampagne. Auch lieferte die heutige Realschullehrerin einige Jahre mit ihrer Mutter Irene ein närrisches Programm ab. Seit 2000 begeisterte sie als Solistin mit Satire, witzigen Parodien und treffenden Melodien alleine das Publikum. Der närrische Rückblick im Spiegel der großen und kleinen Politik ist bis heute ihr Programm. Man kennt sie sofort, wenn sie im schwarzen Frack, Zylinderhut und Federboa mit rockigen Tönen in die Halle kommt. Ein Notenständer ist ihre Bütt, ein Mikrofon ihr Sprachrohr. Verbale Attacken gegen die Großen gehören zu ihr wie die Gesellschaftskritik an den Missständen rund um den Erdball. Das gesprochene und gesungene Wort stammen aus eigener Feder. Musikalisch begleitet wurde die 46-Jährige in der Vergangenheit von der Elz-River-Band, den Auberg-Musikanten, den Skunks und seit fünf Jahren von Reiner M. Kammerer. Die Mischung aus Satire, Witz und Humor kommt bestens an, Tiefschläge unter die Gürtellinie sind nicht das Ding der "Grande Dame" der Reichenbacher Fasent.
Rolf-Dieter Hügel
Seit elf Jahren ist Rolf-Dieter Hügel in der Figur des Lahrer Hinkenden Boten auf der närrischen Bühne unterwegs. Schon 2009 hat sich der Krankenpfleger im Ruhestand als Büttenredner eingeführt. Damals sagte er: "Seit 220 Jahren bin ich euer Begleiter, in Kultur und Politik ein gerechter Streiter. Kritik zu üben ist meine Pflicht, und davor drücke ich mich nicht." Mittlerweile ist der 67-Jährige, der aus Rastatt stammt, eine feste Größe bei den Zunftabenden in der Geroldseckerhalle. Ein weiterer Auftritt steht jetzt bevor. Seit 1965 war Hügel Mitglied in der "Kleinen Narrengesellschaft Rastatt". Dort stieg er bereits mit 13 Jahren in die Bütt. In diesem Jahr kommt er auf 55 Jahre Mitgliedschaft in der Narrengesellschaft, seit zwei Jahrzehnten ist er bei den Schergässlern in Reichenbach aktiv. Die Idee, den Lahrer Hinkenden Boten zu spielen, kam Hügel in Rastatt. Die Figur, wie er sagt, sei abgeleitet vom Goldenen Mann im Barockschloss Rastatt, der jährlich vom Schloss heruntersteigt und als Symbolfigur der Großen Karnevalsgesellschaft berichtet, was er das Jahr über gesehen hat. Dass Hügel an die Uniform des Kalendermanns kam, sei einem glücklichen Umstand zu verdanken: Denn die original napoleonische Uniform des Hinkenden Boten gehört dem Kaufmann Verlag in Lahr, für das närrische Spektakel leiht er sie sich aus und betritt passend dazu mit hölzernem Bein die Bühne. Seine Sozialkritik richtet sich gegen die große und kleine Politik, gegen die Missstände auf der Welt und vor der eigenen Haustür.

18. Februar 2019 - Badische Zeitung

Großer Zunftabend der Schergässler am Samstag in der Geroldseckerhalle

500 begeisterte Untertanen bewiesen Sitzfleisch

maximinis  | Foto: Wolfgang Beck

Foto: Wolfgang Beck

LAHR-REICHENBACH. Fasnacht ist ein Lebensgefühl - und was für eines! Das haben knapp 100 Akteure beim 58. Zunftabend der Schergässler am Samstag in der Geroldseckerhalle bestens unter Beweis gestellt. In einer fulminanten Bühnenschau, die als "Hochamt der Narretei" vor 500 Untertanen nicht besser hätte zelebriert werden können, ließen es die Protagonisten vom Schutterstrand so richtig krachen. Für einen Abend der Extraklasse und guten Laune sorgte die Minis und Maxis mit ihren Tanzformationen, die Blödelbarden vom Buurequartett, die Neuen, der Lahrer Hinkende Bote, die Richebacher Tratschwieber, Tanja Mühlhaus mit ihrem Jahresrückblick und Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller, der ebenfalls in die Bütt stieg und sich als Pensionär im Wartestand mit launigen Schüttelreimen dem närrischen Volk präsentierte.

Die rund 100 Akteure sprachen im Fünf-Stunden-Programm dem Narrenvolk aus dem Herzen. Die Untertanen des frisch gekürten Baronspaars Thomas IV und Katja II erwiesen den Schergässlern ihre Reverenz: Darunter füllte viel Politprominenz die restlos ausverkaufte Geroldseckerhalle. Das närrische Volk hatte sich am Samstag kräftig in Schale geschmissen, um den Galaabend mit einem ausgefeilten Bühnenprogramm zu erleben. Sie wurden belohnt: Fasent-Kracher wurden im Minutentakt serviert, der Abend bot Kurzweil auf hohem Niveau. Geschliffene Büttenreden wechselten sich ab mit witzigen Parodien, mit Musik, Tanz und Klamauk auf der Bühne. Schon die Mini-Minis ernteten mit einer Persiflage über den Berliner Flughafen viel Beifall. Dann stieg zur Überraschung des Narrenvolks Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller selbst in die Bütt, um sich vom Narrenvolk zu verabschieden. Als Pensionär im Wartestand ("Rente gut, alles gut") brachte er so manchen Kracher unters Volk, die mit der Erkenntnis endeten, dass es nichts Schöneres gebe als Schwänke aus einem Seniorenleben.

Nach dem klassischen Schergässler-Formationstanz humpelte der Lahrer Hinkende Bote einbeinig in die Bütt, um die Lage der Nation kritisch zu beleuchten und dem Narrenvolk den Spiegel vorzuhalten. Der Kalendermann nahm die große und kleine Politik aufs Korn. Zur musikalischen Höchstleistung lief das Buurequartett auf. Ob mit einer Ramstein-Persiflage im Heavy-Metal-Stil, Gesangs-Blödeleien von Fiffy-Albatros bis zum Hit "Advent, Advent, ein Windrad brennt" zogen die fünf Blödelbarden alle Register ihres Könnens, mit dem sie einmal mehr unter Beweis stellten, dass ihnen der Schalk im Nacken sitzt. Ähnliches trifft auch auf die Richebacher Tratschwieber zu, die mit einem ganzen Bündel an Anekdoten und Episoden das Neueste aus dem Dorf zu erzählen wussten. Politische Raffinesse, versprüht mit viel Charme, Witz und beste Unterhaltung, verriet auch der Jahresrückblick von Tanja Mühlhaus. Das Energiebündel, das musikalisch von Reiner Kammerer (am Keyboard) begleitet wurde, hatte das Herz am rechten Fleck, persiflierte wortreich mit witzigen Parodien und gesanglichen Akzenten das große und kleine Weltgeschehen und attestierte Wolfgang G. Müller, Lahr mit der Landesgartenschau noch attraktiver gemacht zu haben.

Beste Performance steuerten auch die Maxi-Minis für den großen Zunftabend bei. Nach Abba-Klängen und Hits der 80er-Jahre, die dem Publikum nicht unbekannt waren, setzten die Neuen im 22. Jahr ihrer Bühnenschau als Enten verkleidet das närrische Geschehen fort. Sie watschelten in Sechser-Formation über die Bühne, parodierten, was das Zeug hielt. Ihre Botschaft war ein weiterer Beleg für einen gelungenen Galaabend: Die Fasent ist ein Lebensgefühl. Durchs närrische Programm führten Thomas Fischer, Armin Furtwängler und Jens Jägle-Enders. Für musikalische Stimmungseinlagen sorgte die Zunftabend-Band die Skunks AT. Mystik, Magic und Zauberei servierte eine Tanzgruppe aus Sexau. Ein farbenprächtiges Bild bot das große Finale, bei dem das Narrenvolk den Akteuren großen Beifall spendete, ehe in den frühen Morgenstunden ein Ballonregen von der Bühnendecke das närrische Spektakel in der Narrenhochburg Reichenbach beendete.

 

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