12. Februar 2021 - Badische Zeitung

„In der Aufzeichnung stecken rund 250 Stunden Arbeit“

BZ-Interview mit Rolf Beinert, der mit seinem Werbefilmteam den Schergässler-Zunftabend zum Großteil honorarfrei aufnahm
Die Reichenbacher Fasent im digitalen Format – der Werbefilmer Rolf Beinert steckt hinter der aufwändigen technischen Realisierung des Videos, das am vergangenen Sonntag zum ersten und einzigen Mal ausgestrahlt wurde. BZ-Redakteurin Ulrike Derndinger sprach darüber mit dem Reichenbacher, der die Akteurinnen und Akteure und den Oberzunftmeister Thomas Fischer aufnahm.
 
BZ: Bei welcher Pointe mussten Sie besonders lachen und aufpassen, dass die Kamera nicht wackelt?
Beinert: (schmunzelt) Ich habe bei wirklich vielen Sachen lachen müssen. Sie müssen sich das aber so vorstellen, dass wir alle Mitwirkenden, außer das Barons-paar, einzeln aufgenommen haben. Auch die Gruppenmitglieder, wie zum Beispiel die vom „Buurequartett“. Wir haben ein komplettes Studio im Vereinslokal auf- und darin die Halle nachgebaut. Dann sind alle einzeln vor einer grünen Wand aufgetreten. Das haben wir dann zusammengeschnitten.
 
BZ: Wie viele Arbeitsstunden stecken im Film?
Beinert: In der Aufzeichnung stecken rund 250 Stunden. Es war ein wahnsinniger Aufwand. Wir haben mit drei Kameras drei Perspektiven aufgenommen. Gedreht haben wir drei Samstage lang und mal unter der Woche und dann kam noch die Übertragung mit Moderation.
 
BZ: Warum haben Sie alles vor einem grünen Hintergrund gefilmt?
Beinert: Früher war das ein blauer Hintergrund. Das ist ein Verfahren, das ermöglicht, die Personen nachträglich vor einen anderen Hintergrund zu platzieren. Die Akteure „die Neuen“ haben wir zum Beispiel mit ihrem Pappauto im Kasperletheater oder auf der Ortsdurchfahrt gezeigt. Das „Buurequartett“ ist in einer alten Küche zu sehen.
 
BZ: Warum der große Aufwand?
Beinert: Die Schergässler haben wahnsinnig wert darauf gelegt, coronakonform aufzutreten. Trotz der vielen Arbeit war es ein Herzensprojekt. Ursprünglich hatten wir 40 Arbeitsstunden angesetzt. Den Rest der Kosten steuern wir nun ehrenamtlich bei. Wir haben das gern gemacht, denn die Zunft hat unsere Arbeit wertgeschätzt. Es war eine tolle und faire Zusammenarbeit. Ich bin immer noch begeistert und wir als Firma waren dankbar, dass wir uns zeigen können, denn wir haben momentan leider wenig zu tun.
 
BZ: Sind 846 Haushalte, die sich den Livestream angeschaut haben, ein guter Wert für Sie?
Beinert: Der Wert ist dann gut, wenn der Kunde zufrieden ist. Normalerweise kommen zum Zunftabend 500 Leute in die Halle. Wenn man auf den geposteten Fotos gesehen hat, dass in den Wohnzimmern die ganze Familie versammelt war, kann man davon ausgehen, dass 2500 bis 3000 Leute geschaut haben. Das war eine ganz tolle Sache, die sich gelohnt hat.
 
BZ: Bedauern Sie, dass man das Video nur einmal anschauen konnte?
Beinert: Ja, weil es wirklich toll war. Ich würde es begrüßen, wenn vielleicht ein paar Teile daraus veröffentlicht würden.
 
BZ: Wenn Sie wählen könnten: Lieber Fasent in der Halle oder lieber digital?
Beinert: Lieber in der Halle! Ich bin halt ein echter Richebacher Fasentnarr.

8. Februar 2021 - Badische Zeitung

Wolfgang Gustav I. regiert in der Fasent

Der Zunftabend (Gerd Furtwängler von der Gruppe "Die Neuen") wurde per Livestream übertragen.

 

Die Schergässler haben ihren traditionellen Zunftabend nicht ausfallen lassen, sondern ins Internet verlegt. Dafür war das Zunftlokal "Nörgler" in ein Studio verwandelt worden. Auch Alt-OB Wolfgang G. Müller hatte seinen großen Auftritt. Souverän, als wäre er im Fernsehen daheim, moderierte Oberzunftmeister Thomas Fischer den Abend. Mit sichtlicher Freude kündigte er ein Programm an, das den gewohnten Zunftabenden in der Geroldseckerhalle wenig nachstand. Die Musikkapelle hatte etwa in mühevoller Puzzle-Arbeit den Reichenbacher Fastnachtsmarsch, den die Musiker zuhause einzeln eingespielt hatten, zu einer Collage zusammengefügt – dieses "Musikvideo" wurde zur Eröffnung eingespielt.

Identität des neuen Baronspaares

Eines der Geheimnisse, die beim Zunftabend traditionell gelüftet werden, ist die Identität des neuen Baronspaares. Viele Zuschauer daheim dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie erfuhren, dass der Alt-OB und seine Gattin als Baronspaar Wolfgang Gustav I. und Elke Oberg II. in diesen besonderen Corona-Zeiten die Reichenbacher Fasent regieren. Dem langjährigen Rathauschef und seiner Frau standen die Baronsmäntel gut zu Gesicht – sie dankten mit einer launigen Rede für die Ehre ("Ihr spürt die Aura, die Noblesse/Gestatten: Baron und Baronesse"), wobei Müller auch Persönliches preisgab ("Jahrzehnte den Rennwagen Lahr gelenkt/Dann von hundert auf fast null gesenkt/Diese Vollbremsung fand mein Herz bescheuert/Drum haben die Ärzte es runderneuert"). Müller lebte ­in seiner Inthronisationsrede monarchische Träume aus ("Ibert und Scherer werd’ ich nicht feuern/Solang’ sie ihre Unterwerfung beteuern"), während die neue Baronin aus dem heimischen Nähkästchen plauderte ("Wie war mein Leben doch wunderbar/Als Wolfgang Gustav noch berufstätig war/Doch nun da läuft es ziemlich dumm/Er schwänzelt dauernd um mich rum").

Seit Jahrzehnten gehört Tanja Mühlhaus zu den Protagonisten der Zunftabende. Seit sie 14 Jahre alt ist, singt sie temperamentvoll und nimmt in den Couplets auf die Schippe, was sich im Dorf und in der Welt ereignet hat. Die musikalischen Arrangements stammten von Reiner A. Kammerer. Wie gewohnt zauberte das Buurequartett mit seinen Mitgliedern Patrick Bohy, Martin Dosch, Harry Gysler, Timo Haag und Daniel Moser die ganz besondere Stimmung, die zur Reichenbacher Fasent dazugehört. Ihre Ohrwürmer und Kalauer erzeugten eine Stimmung zwischen Nonsens und purer Lebensfreude. Seit 25 Jahren mischen "Die Neuen" bei diesen Abenden mit, die zwar nicht mehr ganz so neu sind –­ aber ihre frappierenden und fantasievollen Einfälle sind es allemal. Patrick Decker, Thomas Fischer, Armin und Gerd Furtwängler, Jürgen Glatz und Beate Maier schlüpften in eine ihrer Lieblingsrollen. Bei einem Kasperletheater eigener Art widmeten sie sich mit viel Situationskomik aus dem Alltag auch einigen Reichenbacher Baustellen- und Verkehrsproblemen.

Werbespots Reichenbacher Firmen

Besonders gut gelungen waren die Werbespots Reichenbacher Firmen. Über den Einfallsreichtum und schlagenden Humor von Patrick Bohy und Jürgen Glatz konnte man nur staunen. Vom großen technischen und zeitlichen Aufwands aufgrund der Pandemieeinschränkungen hatten sie sich nicht bremsen lassen. Rolf Hügel als "Lahrer hinkende Bote" sprach unterhaltsam über politische, gesellschaftliche und kommunale Themen, wobei er wohl so manchem Zuschauer am Bildschirm aus der Seele sprach. Als einzige Konserve wurde der Schergässlertanz zu den Klängen des Marsches "Unterm Doppeladler" eingespielt – dieser Tanz gehört zu den geheiligten Traditionen der Schergässler, auf die nicht verzichtet werden kann. In einer Talkrunde wurden OB Markus Ibert, "de Hämme" Helmut Dold, Christiane Kupfer von der Seelbacher Eulenzunft und Karikaturist Andreas Krellmann, der den diesjährigen Fasentorden, den "weinenden Schergässler" erfunden hat, eingespielt. Am Ende des Abends gab Oberzunftmeister Thomas Fischer bekannt, dass ab dem Schmutzigen Donnerstag, 11. Februar, ein "Fasentpfad" mit 18 Stationen durch Reichenbach führen wird. Der vier Kilometer lange Weg ist in zwei Schleifen aufgeteilt, die mühelos begangen werden können, wie zu hören war. Fischer kündigte manche Überraschungen an, auch ein Gewinnspiel werde es geben.

Online Zunftabend

Wie sehr die Reichenbacher an der Fasent hängen, zeigte die Einschaltquote: 846 Haushalte verfolgten den ersten digitalen Zunftabend am heimischen Rechner, eine Belohnung für die Arbeit, die sich die Schergässler und das Team Beinert bei der Übertragung gemacht hatten. Das närrische Publikum war bei der Übertragung sogar teils auch zu sehen, konnten doch mit dem Mobiltelefon geschossene Bilder an eine Hotline gesendet werden. Der "Blick ins Wohnzimmer" mit knapp 200 Aufnahmen zeigte, dass auch ein Zunftabend in digitaler Form viel Freude bereiten kann.

8. Februar 2021 - Badische Zeitung

Reichenbacher Schergässler feiern digitalen Zunftabend

Die Narrenzunft Schergässler aus Reichenbach hat ihren ersten digitalen Zunftabend abgehalten. Es war ein großer Erfolg mit einem ganz besonderen Auftritt.

In digitaler Besetzung: Das Buurequart...e für Stimmung bei den Schergässlern.   | Foto: Wolfgang Beck

In digitaler Besetzung: Das Buurequartett sorgte für Stimmung bei den Schergässlern. Foto: Wolfgang Beck

 

Fasent in völlig anderem Format: Der erste digitale Fasentspaß der Richebacher Schergässler flimmerte am Sonntag mehr als zwei Stunden lang über die Bildschirme. 850 Haushalte waren zeitweise dem Livestream zugeschaltet, bei dem die bekannten Akteure der Fasentzunft mit Oberzunftmeister Thomas Fischer beste Stimmung in die heimischen Stuben zauberten.

Die Vorbereitung
"Die Narren lassen sich nicht unterkriegen, mit guter Laune und Frohsinn werden wir auch Corona besiegen", reimten die Schergässler. Weitere Anweisungen folgten vor dem Narri-Narro-Spektakel am Bildschirm. Die närrischen Untertanen durften lesen, dass vor dem Gucken am Bildschirm die Getränke kühl gestellt, die Abendkleider gerichtet und vor Beginn noch ein Glas Sekt eingenommen werden sollte.

Das Programm
Pünktlich um 19 Uhr erfolgte der ultimative Klick auf die Homepage. Die Schergässler entfachten ein Narrenspiel, das mit Spaß und Lachern reich gespickt war. Nach der faustdicken Überraschung mit Ex-OB Wolfgang G. Müller und Baronesse Elke Oberg von Auerbach, die als Baronspaar eine pfiffige Antrittsrede hielten, brachte Tanja Mühlhaus, die seit ihrem 14. Lebensjahr auf närrischer Bühne steht mit einem gesanglichen Ohrwurm das digitale Zunftabendgeschehen musikalisch in Schwung. Narrenboss Thomas Fischer hielt in seiner ersten digitalen Antrittsrede telegen dem Narrenvolk den Spiegel vor, der Musikverein Reichenbach brillierte von zu Hause aus, während Rolf Hügel alias der "Lahrer Hinkende Bote" die kleine und große Politik in der Bütt aufs Korn nahm.

Was boten die Narren sonst noch?
Die Zuschauer an den heimischen Bildschirmen wurden aufgefordert, sich selbst in ihren närrischen Kostümen zu fotografieren und die Bilder der Zunft zu schicken. In einem Nachspann flimmerten dann Hunderte von Fotos der kleinen und großen Närrinnen und Narren über den Bildschirm. In einem Zoom-Meeting schalteten sich zur Überraschung der Zuschauer auch andere Narren, Zunfträte, Ehrenmützenträgerinnen, Moderatorinnen und Karikaturisten dazu: Im Small-Talk über die Fasent in Corona-Zeiten und kreative Umsetzungen unterhielten sich Lahrs OB Markus Ibert, BZ-Karikaturist Andreas Krellmann und Seelbachs Eulenzunftchefin Christiane Kupfer. Moderiert wurde das Ganze von Oberzunftmeister Thomas Fischer und dem Narrenfreund Helmut Dold, der als "de Hämme" Witze erzählen durfte.

Die Überraschung
Oberzunftmeister Fischer schüttelte ein Geheimnis aus dem Ärmel: Ein Fasentpfad am Schutterstrand soll entstehen. Er soll in der Narrenhochburg für Ersatz für die ausgefallen Veranstaltungen in der fünften Jahreszeit sorgen. Fischer ermunterte die Zuschauerinnen und Zuschauer, sich ab dem Schmutzigen Donnerstag in Reichenbach zu einem närrischen Spaziergang durch den Ort aufzumachen. An 18 Stationen auf vier Kilometern werde es viel Närrisches aus der Reichenbacher Fasent zu bestaunen geben, versprach er den Zuschauern.

Die größten Lacher
Viel Klamauk, Witz und Ironie versprühten die "Neuen" (Thomas Fischer, Armin und Gerd Furtwängler, Jürgen Glatz, Patrick Decker, Beate Maier), die auch im 25. Jahr ihres Bestehens als Kasperle-Figuren und Ohrwürmer für Furore sorgten. Ihre Lieder bestätigten: "Der liebe Gott hat Reichenbach zum Narrenfleck erklärt." Gesehen haben den lieben Gott die "Neuen" auf dem Lindenplatz. Warum? "Er war im Homeoffice!" Nicht minder komisch war das Buurequartett als Showband mit badischer Mundart in der digitalen Besetzung Timo Haag, Patric Bohy, Harry Gysler, Daniel Moser und Martin Dosch. Besonders komisch: Harry Gysler als Dichter Constantin Glutterli. Sein neues Buch: "Poesie isch für de Arsch".

Fazit
Zelebriert wurde die Fasent 2021 von der Schergässler-Mannschaft unter ganz besonderen Bedingungen im Pandemiejahr: digital und nicht ganz normal. Ein großer Erfolg in einer schwierigen Zeit.

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